top of page
Anker 1
Aufbau einer Berufsschule und Brunnenbau in Nkpor, Nigeria

 

Im Anschluss an unser erfolgreich ausgeführtes Projekt in Nkpor, Anambra State, Nigeria im letzten Jahr (siehe letzte Rundbriefe) haben wir uns bei action five entschlossen, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen: Die Errichtung einer Berufsschule, ebenfalls in Anambra State, Nigeria. Unser Ziel ist es, den Jugendlichen des Bezirks Idemili eine Perspektive zu bieten.

Der Aufbau einer Berufsschule bietet ein enormes Potential und würde einen erheblichen Entwicklungsschub in die Region bringen. Andererseits ist es aber auch ein für die Verhältnisse von action five sehr großes und ehrgeiziges Vorhaben. Für die Finanzierung sind wir daher auf finanzielle Hilfe des Bundesministeriums für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) angewiesen. Wir haben nun einen Beschluss gefasst, ein solches "BMZ-Projekt" in Angriff zu nehmen. Das BMZ fordert vom Antragssteller sehr genaue Informationen über das Projekt, so dass für uns viel Arbeit entsteht. Außerdem müssen wir einen erheblichen finanziellen Eigenanteil einbringen, was ebenfalls eine Herausforderung für uns sein wird. Insgesamt betrachtet verfügen wir aber über viel Erfahrung, gute Kontakte und sehr motivierte Vereinsmitglieder, so dass wir optimistisch sind, nach längerer Zeit mal wieder ein solches Großprojekt erfolgreich abschließen zu können.

Das Projektkonzept basiert auf einem Projektantrag unserer Partnerorganisation in Nigeria. Er wurde von unserem Mitglied Timothy Chukwukelu vorgestellt, der selbst aus der Region in Nigeria stammt. Der Projektantrag hat uns vor Augen geführt, mit was für einer schwierigen Lage die Jugendlichen im Südosten Nigerias konfrontiert werden. Sie leiden darunter, dass die Bewohner der Biafra-Region von den anderen Regionen marginalisiert und bedroht werden. Es gibt keine funktionierende Infrastruktur, die den Jugendlichen die Chance auf eine gute Ausbildung bieten kann. Die Jugendlichen erhalten von staatlicher Seite keine Unterstützung darin, sich aus der Abhängigkeit zu befreien und wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen zu lernen.

Als Folge davon ergibt sich eine ganze Anzahl sozialer Probleme: bewaffnete Raubüberfälle, Drogenmissbrauch und -handel sowie Menschenhandel und Prostitution junger Mädchen. Von den sogenannten "baby factories in Nigeria" wurde vor kurzem in den internationalen Medien berichtet. Viele Jugendliche versuchen aus den ländlichen Regionen zu fliehen mit dem Ziel nach Europa zu kommen. Dieses gefährliche Abenteuer führt nicht selten zu einem tödlichen Ende auf hoher See.

Unser Ziel ist es, das Potential dieser Jugendlichen anzusprechen und zu nutzen. Wir möchten ihnen einen Zugang ermöglichen zu dieser konstruktiven und vor Ort erarbeiteten Form der Entwicklung. Sie werden die Möglichkeit bekommen, nutzbare Fähigkeiten zu erlernen, eine Arbeit zu finden und sich selbst und ihre Familien zu ernähren. Sie leisten so einen Beitrag zur Entwicklung ihres Landes, statt den riskanten Traum einer Flucht nach Europa zu verfolgen.

Es ist unser Ziel, diesen Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben sich in ihrer Heimat zu entwickeln, ihnen eine Orientierung zu bieten, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und damit den Massenexodus aufzuhalten. Wir möchten eine Perspektive bieten und die Grundlage schaffen für sichere Arbeitsplätze, um die Ursachen der Armut effektiv zu bekämpfen. Dies wird ein Beitrag von uns zur Erreichung der Millenniums Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sein.

 

Brunnenbau in Amafor, Nkpor im Südosten von Nigeria

Ein weiteres Projekt im Südosten von Nigeria, ehemals Biafra, wurde mithilfe von action five e.V. in Nkpor im Stadtteil Amafor Ndi-Agu ins Leben gerufen. Eine Brunnenanlage versorgt seit dem 20.12.2014 diese Gemeinde mit rund 8.420 Einwohnern und eine anliegende Grundschule mit frischem sauberem Trinkwasser. Der Mangel an frischem und gesundem Wasser ist ein erhebliches Problem für die ländlichen Kommunen und ihre Schulen in Anambra State. Hilfe ist dringend geboten, denn die Not ist groß. Viele Schüler und Einwohner sterben jährlich an den Folgen von unreinem Wasser.

Nur wenige Menschen können es sich leisten, hygienisch sauberes Wasser z.B. in Flaschen zu kaufen. Die meisten sind gezwungen, das Wasser aus dem Fluss zu nehmen. Der Fluss fließt urch viele Dörfer. Die Menschen baden, waschen sich im Fluss und nehmen das Wasser zum Trinken und Kochen. Außerdem führt man gerade in der Trockenzeit das Vieh zum Baden und Trinken dorthin. In der Regenzeit werden die gesamten Kotabfälle in den Fluss geschwemmt, da es keine Toiletten oder Abwasserkanäle gibt. Es kommt zu Verunreinigungen des Wassers höchsten Grades. Parasiten, Viren und Bakterien führen zu Magen und Durchfallerkrankungen bei den Kindern.

Auch an der Grundschule in Amafor Ndi-Agu gibt es nicht einen Tropfen Wasser weder zum Trinken noch zum Händewaschen nach „Benutzung der Toilette“ (einem Loch im Erdboden). Die

Schüler leben und lernen unter menschenunwürdigen Bedingungen. Dieses Dilemma betrifft natürlich auch die Lehrkräfte und die umliegende Bevölkerung.

Aus diesem Grund hat action five im Dezember 2014 zusammen mit der Partnerorganisation WURD, Women Union for Rural Development, eine Brunnenanlage für die Gemeinde Ububa Ndi-Agu und ihre Schule gebaut. Die 6.000 Euro teure Anlage pumpt Grundwasser aus ca. 70 Meter Tiefe hervor, filtert dieses und speichert es in einem erhöhten Tank, von dem es zu den Wasserhähnen fließt. Dieses Wasser können nun die Schüler und die Einwohner von Amafor Ndiagu trinken und z.B. zum Waschen und Kochen benutzen. Der Bau der Brunnenanlage hat für die rund 700 Schüler und Schülerinnen und die Gemeinde von Amafor eine lebensrettende Bedeutung.

Daher ist auch die Wartung der Anlage zukünftig gesichert.

                                                                                                                           

Neuartige Damenbinden in Kenia                                                             

Auf Initiative einer Mitarbeiterin bei VESBE e.V. (Verein für europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung) werden nun günstigere und umweltfreundlichere Damenbinden in Kenia produziert. Dieser Schritt war eine wichtige Maßnahme für die kenianischen Frauen. Oftmals sind die herkömmlichen Produkte zu teuer und deshalb greifen die Frauen auf selbstgebastelte Ersatzbinden zurück oder bleiben dem öffentlichen Leben einige Tage fern. Durch die neue Alternative sollen diese Probleme behoben werden und die Rolle der kenianischen Frau in der Gesellschaft gestärkt werden. Darüber hinaus soll auch ein Bewusstsein geschaffen werden, dass es sich bei der Periode um einen natürlichen Zyklus handelt, für den sich die Frauen nicht schämen müssen. Die umweltfreundliche Produktion erfolgt in Kenia und folgt einem Beispiel aus Indien. Aus abbaubaren Materialien wird in einer Pressmaschine die Binde produziert. Somit treten bei der Entsorgung keine Problemstoffe auf. Der Vertrieb, Verkauf und die Produktion wird ausschließlich von Frauen in Kenia durchgeführt. action five hat mit 5.060 Euro einen Teil des benötigten Geldes für dieses Projekt gespendet.

Anker 2
Vetiver Projekt Kenia
Vetiver Projekt in Kenia

 

Seit Mitte Juni fördern wir ein landwirtschaftliches Projekt in der Machakos-Region in Kenia. Die lokale NGO „Green Households Initiatives (GHI)“ möchte eine Art Wundergras in der Region etablieren. Dieses Wundergras mit dem Namen Vetiver Gras kann der Bodenerosion Einhalt gebieten, vielen Wetterextremen trotzen, hohe Erträge erzielen, die Einnahmen der Kleinbauern steigern und somit die Lebensqualität der ländlichen Bevölkerung nachhaltig erhöhen.

Vetiver Gras kommt ursprünglich aus Südasien, doch ist bereits auch im Westen Kenias zu Hause. Es ist ein Süßgras, mit bis zu 3,5 m langen, fast senkrecht verlaufenden Wurzeln. Sie machen es wider-standsfähiger gegen Trockenperioden, vermindern Erosion und kommen anderen Pflanzen nicht in die Quere. Vetiver Gras kann somit hervorragend zwischen anderen Pflanzen angebaut werden und deren Wachstum fördern. Vetiver Gras ist außerdem vielseitig einsetzbar: als Viehfutter, in Form von Pellets zum Kochen und ebenfalls zur Viehfütterung, als Material zur Abdeckung der Hausdächer und zur Herstellung von Taschen und anderen Utensilien. Es ist kaum möglich, anderes Viehfutter in der trockenen Machakos-Region anzupflanzen. Daher wird in der Region wenig Vieh gehalten. Produkte aus dem Vetiver Gras und eine nunmehr mögliche Viehaltung erhöhen die Chancen der Landbevölkerung auf eine ausgewogenere Ernährung und können Bildungs- und Gesundheitsausgaben erleichtern.

Die NGO GHI möchte die lokalen Landwirte mit dem Vetiver Gras vertraut machen und 15 von ihnen in ein Pilotprojekt einbinden. Hierzu vermehrt sie zusammen mit den Landwirten Vetiver Gras Stecklinge (s. Foto) und baut sechs Anzuchtstationen mit je 2000 Setzlingen auf. Mit diesen werden 200 Morgen (ca. 80 ha) Land bepflanzt. Die umsetzungsfreudigsten drei Landwirte werden mit je einer trächtigen Kuh belohnt. Nach einiger Zeit müssen diese ein Kalb an die NGO GHI abgeben, sodass die nächsten Teilnehmer eine Kuh erhalten können. Die Landwirte werden in Kuhhaltung geschult und ein Veterinärarzt untersucht die Tiere in regelmäßigen Abständen. Daneben werden Schulungen zur Herstellung von kleinen kommerziellen Produkten aus Vetiver Gras, wie zum Beispiel Taschen, für die Landwirte organisiert.

Das Projekt wird von uns mit einer einmaligen Förderung von 5280 Euro unterstützt und läuft bis Januar 2015.

Wurds
Ny Hary Madagaskar
WURDS Bau einer Lagerhalle

 

Die Landwirtschaft in der Region von ..  ist stark durch die Regen- und Trockenzeit geprägt. Auf Grund schlechter Lagermöglichkeiten ist es den Bauern auch kaum möglich Ernteerträge über einen längeren Zeitraum nach und nach auf dem Markt zu verkaufen. Zusammen mit WURDS (women union for rural development) unterstützen wir eine Gruppe von Bauern beim Bau einer Lagerhalle mit einem von WURDS beaufsichtigten Mikrokreditprogramm. Wenn die Lagerhalle gebaut und in drei Jahren abbezahlt ist, kann das Geld wieder ausbezahlt werden und eine weitere Gruppe bekommt die Möglichkeit eine Lagerhalle zu errichten und so höhere Erträge zu erzielen.

Ny Hary (Madagaskar)

Während Grundschulen in fast jedem Dorf zu finden sind, gibt es Sekundarschulen meist nur in zentralen Orten. Dorfkinder haben daher nur eine Chance auf Sekundarbildung, wenn ihre Eltern sie in der Stadt - meist bei Verwandten - unterbringen können. Für die anderen endet der Weg nach der Grundschule nicht selten in der Sackgasse Kinderarbeit.

 

Um die Chancen der Dorfkinder zu verbessern, baut der Verein "Ny Hary" (madagassisch für "ertragreiche Ernte") in der Stadt Miarinarivo ein Schülerwohnheim für die umliegenden Sekundarschulen. Es soll ihnen eine sichere Unterkunft, Betreuung, gesunde Mahlzeiten, sauberes Trinkwasser und einwandfreie Hygiene geboten werden.

 

Mit dieser Idee hat sich Ny Hary an die deutsche Beratungsstelle für Nichtregierungsorganisationen (bengo) gewandt, um öffentliche Förderung zu erhalten. Von dort wurde Ny Hary an action five als erfahrenen deutschen Antragsteller vermittelt. Da Ny Hary sich nach den Antragsregeln zunächst bewähren muss und das Konzept unter Schülern und Eltern bekannt machen will, wird zunächst ein Speisesaal für 100 Schüler gebaut. Wir haben den Bau mit 2000 € unterstützt. Die Schulspeisungen beginnen ab dem Schuljahr 2005 / 2006, das Schülerwohnheim soll im darauffolgenden Schuljahr eröffnet werden. Die laufende Finanzierung der Einrichtung soll je zur Hälfte durch Elternbeiträge und durch einen Unterstützer-Kreis aus Deutschland gedeckt werden. Der deutsche Zweig des Vereins hat bereits erfolgreich Bildungs-Stipendien und Mitschüler-Patenschaften eingeworben. Dadurch soll ein Austausch zwischen madagassischen und deutschen Schülern entstehen. Die ärmsten Schüler sollen Vollstipendien erhalten. An Wochenenden und in den Schulferien soll die Einrichtung übrigens zur Erwachsenenbildung genutzt werden.

 

Die eigene Homepage von Ny Hary:

www.ny-hary.org

Wel Indien
WEL in Südindien

Das Projekt ermöglicht Dalitfrauen und zwar in erster Linie, Witwen und verstoßenen Frauen, eine Ausbildung zur Seidenweberin. Durch ihre anschließende Berufstätigkeit können sie den Lebensunterhalt ihrer Familien sichern. Ein weiteres Projektziel ist, ihre Selbstachtung und ihre Selbstständigkeit zu stärken. In Sangams (Frauengruppen), in denen die Frauen bereits eingebunden sind, werden sie in Geldfragen beraten und zur Sparsamkeit angeleitet. Außerdem wird die Schulbildung ihrer Kinder sichergestellt. Das Seidenweben stellt die Haupteinnahmequelle der High Caste in und um Arni dar. Den Dalitfrauen diesen Beruf zu eröffnen, trägt somit bei, gegen die Kastenunterschiede anzukämpfen.

Die konkrete Ausführung

Innerhalb eines Jahres werden 30 Frauen ausgebildet, und zwar jeweils 15 Frauen in 6 Monaten. Die Frauen tragen selber einen Teil der Kosten für den Seidenwebstuhl, das Material und die Ausbildung und den anderen Teil erhalten sie als Leihgabe von WEL, die sie dann allerdings innerhalb von 10 Monaten zurückzahlen, damit mit dem Geld eine weitere Frau gefördert werden kann. 9.500 Rupien werden pro Frau benötigt, 4.500 Rupien trägt sie jeweils selbst, 5.000 Rupien erhält sie zunächst von WEL und zahlt diese später in Monatsraten von 500 Rupien zurück. Eine unerfahrene Seidenweberin verdient 2.000 Rupien im Monat, hat sie Erfahrung steigt ihr Gehalt auf 3.000 Rupien im Monat. Jede Seidenweberin benötigt eine Assistentin, die sie selbst ausbilden kann. Auf diese Weise entstehen wieder neue Berufschancen für weitere Dalitfrauen. Insgesamt werden um das Projekt starten zu können 191.900 Rupien, d.h. rund 10.000 DM benötigt. Action five leistet diese Anschubfinanzierung.

 

 Bei WEL arbeiten derzeit, neben Parimala Ruby als Leiterin, 11 Vollzeitkräfte und drei Teilzeitkräfte. Die Teilzeitkräfte betreuen Selbsthilfegruppen in abgelegenen Dörfern und kommen nur einmal pro Monat ins Büro. Dazu kommen 17 Mitarbeiter/innen, die für das staatlich finanzierte Behindertenprogramm sowohl im Day-Care-Center als auch in den Dörfern zuständig sind. Die meisten Mitarbeiterinnen sind noch ziemlich jung, zwischen 20 und 40 Jahre alt, doch eine arbeitet schon seit 10 Jahren bei WEL und zwei weitere Frauen sind auch schon seit mehr als fünf Jahren dabei. Sie sind alle sehr engagiert. Oft sind sie bis spät abends unterwegs, um Gruppen in den Dörfern zu besuchen und nicht selten müssen einige von ihnen sogar sonntags ins Büro kommen, weil wichtige Aufgaben oder eine Veranstaltung anstehen. Andererseits ist der Arbeitsalltag nicht so straff organisiert wie in Deutschland. Eine feste Zeitplanung ist unmöglich, da sich kaum jemand daran hält, und es gibt viele unfreiwillige Pausen zwischendurch, weil man beispielsweise auf jemanden warten muss. Neben den Mitarbeiterinnen sind auch die Tochter und der Ehemann von Ruby sehr stark in die Arbeit von WEL eingebunden. Tochter Anitha, eigentlich Grundschullehrerin, kümmert sich um die ganze e-mail Kommunikation. Dies ist sehr zeitaufwendig, da es im Büro keinen Internetanschluss gibt, und sie hilft insbesondere auch bei der Organisation des indo-schwedischen Jugendaustauschs. Rubys Ehemann unterstützt WEL bei der Organisation von größeren Veranstaltungen und kümmert sich als Mitglied des Lions-Clubs und als Kirchenvorstand um die nötigen Kontakte zu wichtigen Personen vor Ort.

 

Während meines Aufenthalts habe ich an den verschiedenen Aktivitäten als Beobachterin teilgenommen und diese dokumentiert. Dabei bin ich auch öfters zu den Gruppentreffen in der Stadt und den Dörfern mitgefahren. Dort wurde ich immer sehr herzlich empfangen. Leider war die Kommunikation aber sehr eingeschränkt, da fast keine der Frauen Englisch spricht. Da außer Ruby selber nur zwei der Mitarbeiterinnen gut Englisch können, konnte nur selten etwas für mich übersetzt werden. Daher habe ich vieles von dem, was Ruby und die Mitarbeiterinnen in den Treffen und Trainings vermittelten, nicht mitbekommen, was sehr schade war. Ich habe zwar versucht, etwas Tamil zu lernen, aber für ein Gespräch reichte das bei Weitem nicht aus.

 

 

Im September kamen zwei weitere Deutsche als Freiwillige ins Projekt. Da eine Mitarbeit bei den regulären Aktivitäten wegen der Sprachprobleme nicht möglich war, haben wir zusammen überlegt, wie wir uns sinnvoll einbringen können. Beispielsweise haben wir eine neue Informationsbroschüre über WEL auf Englisch und Deutsch entworfen. Außerdem haben wir einen „deutschen Kulturtag“ vorbereitet, wo wir mit kurzen Vorträgen, Liedern, Sketchen, einem selbstgebastelten Jahreskreis und Photocollagen versucht haben, den indischen Frauen das Alltagsleben in Deutschland und insbesondere die Situation von Frauen in Deutschland näher zu bringen. Dies haben wir dann vor etwa 100 Vertreterinnen von Selbsthilfegruppen präsentiert und auf Tamil übersetzen lassen. Die Frauen haben sehr interessiert zugehört und danach sogar noch einige interessante Rückfragen an uns gestellt. Bei einer zweiten Veranstaltung mit den WEL-Mitarbeiterinnen haben wir Deutsche auch noch verschiedene Kuchen gebacken, und die Mitarbeiterinnen haben im Gegenzug tamilische Tänze und kurze Theaterstücke, die soziale Missstände wie den Verstoß von Witwen thematisieren, aufgeführt. Am Ende wurde uns sogar noch ein tamilischer Tanz beigebracht.

 

Bei meinem Aufenthalt habe ich auch viel über den Alltag in einer südindischen Kleinstadt erfahren. Als quasi einzige Ausländer in Arni waren wir die große Attraktion für die einheimische Bevölkerung. Sehr oft wurde ich auf der Strasse oder im Geschäft angesprochen, und insbesondere die Kinder liefen mir entgegen, fragten nach meinem Namen und wollten meine Hand schütteln. Die Frauen aus den Selbsthilfegruppen freuten sich immer sehr, wenn ich ihre Gruppentreffen besuchte. Meistens wurde mir dann als Zeichen der Gastfreundschaft Tee oder Kaffee angeboten, und manchmal bekam ich auch Blumen ins Haar gesteckt. Auch die Mitarbeiterinnen waren sehr aufgeschlossen und interessiert, trotz der Sprachprobleme, und haben mich sogar zu sich nach Hause eingeladen.

 

Die meisten Inder leben als Großfamilie in sehr beengten Wohnverhältnissen, und in vielen Haushalten gibt es kein fließend Wasser. Als besonders anstrengend und unangenehm habe ich die chaotischen Verhältnisse auf den Straßen empfunden. Sie sind sehr staubig und dreckig und im Verhältnis zum Verkehr, der in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat, viel zu eng. Als Fußgänger ist man ständig in Gefahr, von den rücksichtslos fahrenden Bussen, Motorrädern und Autorikschas überfahren zu werden. Der Lärm auf den Hauptstrassen ist unerträglich, da statt bremsen nur ständig gehupt wird. Und da es in Arni keine vernünftige Kanalisation gibt, wird der Gang zum Busbahnhof oder Geschäft in der Regenzeit zum reinsten Hindernislaufen. Ein weiteres großes Problem ist die nur mangelhaft funktionierende Müllbeseitigung, die offenen Abwasserkanäle und die zahllosen streunenden Hunde, Ziegen, Schweine und Esel. Sie ernähren sich von den offen herumliegenden Abfällen, sind oft in einem erbärmlichen Gesundheitszustand und damit potentielle Krankheitsüberträger. Bei der Bevölkerung ist aber auch noch viel Aufklärungsarbeit nötig, um ein besseres Verständnis für Hygiene und die Sauberhaltung der Umwelt zu erreichen. Hier versucht WEL u.a. durch die Errichtung von Abfalleimern, einen ersten Schritt in diese Richtung zu unternehmen.

Child Safety Net Indien
Child Safety Net (Indien)

Vijayawada ist eine Provinzstadt mit ca. einer Million Einwohner und bekannt für seine Automobil-, Eisen- und Textilindustrie. Diese Industriezweige ziehen viele Wanderarbeiter an, unter ihnen auch viele Kinder. Die Schwächsten unter ihnen sind die Straßenkinder, welche ohne Schutz vor Witterung und Gewalt auf der Straße leben müssen.

 

Etwa die Hälfte dieser Kinder, die in die Stadt strömen, stammt aus den Dörfern um Vijayawada. Die indische NGO "Navajeevan Bala Bhavan" (www.njbb.org) versucht durch ihre Arbeit auf der Straße das Vertrauen der Kinder zu gewinnen.

In sogenannten Shelters (Anlaufstellen im Slum) erhalten sie eine Mahlzeit und medizinische Versorgung. Unter anderem ermöglichte es die Organisation, dass die Straßenkinder in einer öffentlichen Schule die Nächte verbringen können.

Eine weitere Hauptaufgabe von Navajeevan ist es die Kinder zu rehabilitieren. Dazu betreibt das Projekt mehrere Häuser, in denen die Kinder wohnen können und eine Ausbildung erhalten.

Auch bemüht sich das Projekt, die Eltern der Straßenkinder ausfindig zu machen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Kinder wieder in ihre Familien zurückkehren können.

 

All diese Tätigkeiten werden u.a. durch Spenden aus Deutschland, den Niederlanden, Lichtenstein und der Schweiz finanziert.

 

Im Oktober vergangenen Jahres stellte uns dann Martin Suckow, ein Bekannter von unserem langjährigen Mitglied Marie Renard, eine neues Projekt von Navajeevan vor, das die Straßenkinderarbeit ergänzen soll. Martin Suckow hat sich schon oft in dem Projekt aufgehalten und kennt Thomas Koshy persönlich.

In diesem Projekt soll ein sogenanntes "Child Safety Net" gegründet werden. Ziel ist es, in 114 Einrichtungen in 10 Dörfern in der Umgebung von Vijayawada jeweils ein Team von 5 Personen zu bilden. Diese sollen dann an den jeweiligen Schulen als eine Art Vertrauenspersonen und Anlaufstelle für misshandelte und vernachlässigte Kinder fungieren. Sie sollen die Kinder in ihren Rechten beraten, damit sie diese ggf. einfordern können, wie z.B. das Recht auf Unversehrtheit, Recht auf persönliche Entwicklung.

 1992 hat Indien die Kinderrechtskonvention der UNO ratifiziert und verpflichtet sich damit, Kinder vor Ausbeutung aus wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Gründen und jeglicher Form von Arbeit zu schützen.

Des weiteren soll ein Programm entwickelt werden, um Mädchen aus benachteiligten Bevölkerungsschichten den Zugang zu den oben genannten Schulen zu ermöglichen. Auch soll ein Verhaltenskodex für Schulpersonal und Schüler festgelegt werden, an dem u.a. alle Formen von Gewalt im Umfeld der Schulen verboten werden. Dazu soll das Schulpersonal, was Gewalt und Missbrauchsfälle angeht, geschult werden.

 

Werden den Teams Fälle von Gewalt und Missbrauch gemeldet oder wenden sich die betroffenen Kinder an die Teams, sollen die Behörden und die Polizei mit einbezogen werden. Diese Fälle werden gemeldet und registriert. Falls es zu einer Anzeige oder einem Verfahren kommt, sollen diese dann unterstützt und begleitet werden. Melden sich missbrauchte Kinder, so sollen diese medizinisch und psychologisch versorgt werden.

 action five finanziert dazu die Ausbildung von Trainern, welche wiederum die Teams an den Schulen ausbilden sollen. Sie sollen darauf achten, dass vorher festgelegte Standards an den Schulen eingehalten werden. Die Teams setzen sich aus 3 Mitgliedern aus dem Umfeld der Schule und zwei von lokalen Behörden zusammen. Diese arbeiten auf freiwilliger Basis.

Mit Hilfe dieser Teams sollen zum ersten Mal die Missbrauchsfälle registriert werden. Mit diesen Daten kann man dann im Laufe der Zeit feststellen, ob sich durch die Aufklärungsarbeit die Situation der Kinder verbessert hat. Wir hoffen durch diese Unterstützung die Situation der Straßenkinder auf Dauer verbessern zu können.

 

Im Dezember haben wir beschlossen, das "Child Safety Net"-Projekt mit 6.400,- Euro zu unterstützen.

Brunnenbauprojekt Guatemala
Brunnenbauprojekt in Guatemala

Bereits im August 2009 haben wir beschlossen,ein Brunnenbau-Projekt in Guatemala zu fördern. Das Projekt umfasst den Bau von 35 Brunnen im Dorf Tzananbaj in der Region Cunén etwa 100 Kilometer nördlich von Guatemala-Stadt und hat ein Gesamtvolumen von 8.352,70 Euro. Seilpumpen-Brunnen mit Kurbelantrieb.

Das Projekt wurde uns von Susanne und Maria zwei Kommilitoninnen von Sarah vorgestellt. Da beide bereits ein Praktikum bei der durchführenden guatemaltekischen NGO „FUNCEDESCRI“ absolviert haben, konnten sie uns von der Verlässlichkeit unsere Partners überzeugen.

Guatemala ist eines der ärmsten Länder Südamerikas und weist einen HDI1 von 0,704 auf, was dem 122. Rang entspricht. Knapp 60 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. 25 % der Einwohner gelten als mangelernährt. Kein anderes Land in Lateinamerika hat einen höheren Anteil an Unterernährten. Diese Problematik wurde dieses Jahr durch eine extreme Dürre verschärft, welche durch das Klimaphänomen „El Niño“ ausgelöst wurde. Präsidenet Álvara Colom sah sich deshalb sogar im September genötigt, den Hungersnotstand auszurufen.

Darüber hinaus hatte Guatemala Anfang November unter dem Hurrikan „Ida“ zu leiden welcher durch sinnflutartige Regenfälle zu schweren Überschwemmungenim ganzen Land führte. Viele Familien der Projektregion verfügen bis heute nicht über einen quantitativ und qualitativ zufrieden stellenden Zugang zu Trink- und Haushaltswasser. Brunnen sind häufig nur über längere Fußmärsche zu erreichen, was insbesondere für die Frauen eine erhebliche Belastung darstellt. Zudem wird von den Familien in der Trockenzeit Wasser für die kleinbäuerliche Landwirtschaft benötigt.

Die Familien der Projektregion verfügen häufig über kleine landwirtschaftliche Nutzflächen, auf denen Grundnahrungsmittel und Gemüse für die Versorgung der Familien angebaut werden können. Auf Grund schlechter oder nicht vorhandener alternativer Einkommensmöglichkeiten ist die landwirtschaftliche Selbstversorgung für die Sicherung der Ernährung der Familien essentiell.

Häufig ist jedoch die Nutzbarkeit der Flächen wegen Wassermangel in der Trockenzeit eingeschränkt. Für eine hinreichende Produktivität und eine Sicherstellung der Abreife der Kulturpflanzen ist daher eine Bewässerungsmöglichkeit erforderlich.

In der Region sind ca.10-30 m tief anstehende Grundwasseradern vorhanden, die sich in der Regenzeit regenerieren. Das Wasser ist in der Trockenzeit jedoch nicht oberflächlich zugänglich. Daher ist es erforderlich, Brunnen zu bauen und einfache Bewässerungssysteme zu installieren. Ziel des Brunnenbauprojektes ist es, die Versorgung der Familien mit Trinkwasser sowie Wasser für den Haushalt und die landwirtschaftliche Erzeugung sicherzustellen. Damit wird die Hygiene und Gesundheit verbessert, die Frauen und Mädchen werden entlastet und die Ernährungssituation wird verbessert, indem die Erzeugung von Lebensmitteln in der Subsistenz-Landwirtschaft sichergestellt wird. Zusätzlich werden Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten vor Ort geschaffen: Zum einen für Handwerker, die bei der Erstellung der Brunnen beteiligt sind, zum anderen langfristig für die Familien, die landwirtschaftliche Erzeugnisse auf den Märkten der Region anbieten können.

Das Projekt umfasst sowohl die Bohrung der Brunnen, Bewässerungsschläuche und eine Seilpumpe als auch die Schulung ausgesuchter Personen, damit eine Instandhaltung der Pumpund Brunnenanlagen gewährleistet ist.

Ende November hat uns Susanne noch einmal über den neusten Stand unterrichtet. In den nächsten Tagen wird die heiße Phase beginnen und bis zum März sollten alle Brunnen errichtet worden sein. Dazu muss aber erst einmal eine Diagnose erstellt werden, um die Quellen genau zu verifizieren. Dies war bislang noch nicht möglich, da der Wasserlevel in der Winterzeit noch nicht verlässlich ermittelt werden kann. Dies sollte aber in den nächsten Tagen und Wochen geschehen, so dass wir davon ausgehen, gegen März unseren ersten Bericht über den erfolgreichen Bau und die Inbetriebnahme der Brunnen zu erhalten.

 

Nachtrag vom 19.05.2010:

Mittlerweile dürften alle Brunnen gebaut worden sein. Die Brunnen haben eine Tiefe von 4 - 13 Metern und wurden von den Familien in Eigenleistung errichtet. Diese wurden vorher für den Bau geschult. Ebenfalls wurden fünf örtliche Techniker geschult, um Zementröhren herzustellen, die zur Wandverstärkung der Brunnen dienen sollen. Jede Familie hat drei dieser Zementrohre erhalten. Ebenfalls wurden fünf Techniker für den Zusammenbau der Pumpen geschult. Die Pumpen wurden alle an die Familien ausgegeben und die Familien haben eine Einweisung in den Gebrauch und die Wartung der Pumpen erhalten. Als günstig für das Projekt hat sich auch die Tatsache erwiesen, dass man auf die Erfahrungen von zwei Gemeinden zurückgreifen konnte, die bereits Förderpumpen besitzen. Die betroffenen Familien sind sehr zuversichtlich, dass die Brunnen ihnen ihr Leben  erleichtern wird.

Hier ein Foto vom Brunnenbau:

Gesundheitsstation isla de Tierr
Gesundheitsstation auf der Insel "Isla de Tierrabomba

 

Das ehemalige action-five-Mitglied Conny Flores, eine Kinderkrankenschwester, arbeitet seit Sommer 2002 in der Gesundheitsstation des Proyecto Libertad auf der Insel Bocachica. Die Insel liegt 30 Bootsminuten vom kolumbianischen Festland entfernt.

 

Auf der Insel gibt es bestenfalls eine rudimentäre Kanalisation, keine organisierte Abfallentsorgung und kein frisches Wasser. Entsprechend sind die allgemeinen hygienischen Verhältnisse. Auf die Insel kommt zwar Montag bis Freitag vormittags ein Arzt vom Festland, doch bei Krankheit oder Verhinderung gibt es keine Vertretung. Die Familien verdienen sich ihren bescheidenen Lebensunterhalt mit Fischfang und dem Verkauf von selbst angefertigtem Schmuck. Das Geld reicht nicht immer aus, um eine regelmäßige Mahlzeit zu sichern. Selten bleibt etwas für Schulgeld, -uniform, Hefte und Stifte übrig. Trotz der seit wenigen Jahren bestehenden Schulpflicht und einer Schule in Bocachica ist daher die Analphabetenquote noch sehr hoch.

 

Action five unterstützte durch eine einmalige Spende von 500 Euro das Proyecto Libertad im Bereich der Gesundheitsstation mit der Anschaffung einer Patientenliege und eines Inhaliergerätes. Zudem wurde der Lehmboden betoniert und gefliest. Mit Hilfe von action five konnte auch der Ausbau eines Bootes vorgenommen werden, mit dem die weiter entfernt liegenden Inseln eine medizinische Grundversorgung erhalten können. In der Gesundheitsstation mit Erste Hilfe Zentrum, Apotheke und zahnmedizinischer Behandlung werden auch Hygieneseminare durchgeführt. Zudem werden zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse die Familien beim Bau von Latrinen unterstützt. Mehr als 100 Kindern wird eine regelmäßige, ausgewogene Mahlzeit zur Verfügung gestellt.

 

Für die Zukunft ist der Bau eines Krankenhauses geplant, das eine ständige, qualifizierte Gesundheitsversorgung garantieren soll. Wir haben für das Projekt ein Sonderkonto eingerichtet. Spenden, die unter dem Stichwort "Bocachica" eingehen, werden direkt an das Projekt weitergeleitet. Wer mehr über Conny's Arbeit oder generell über Proyecto Libertad erfahren möchte, kann gerne mit Ihr unter conny_flores@web.de Kontakt aufnehmen.

bottom of page