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Forum für die Gerechtigkeit in Goya, Argentinien

Osella und Gastón Flores - Präsident vom FORO). Im Herbst 2007 erhielten wir die Anfrage vom FORO por la Justicia (Forum für die Gerechtigkeit) aus Goya zur Unterstützung von Projekten und Aktivitäten, die das FORO durchführt. Diese NGO aus Goya in der Provinz Corrientes hat zum Ziel, juristische Beratung und Unterstützung insbesondere für Landlose und ärmere Bevölkerungsschichten zu gewähren, die sonst nie eine juristische Auseinandersetzung führen könnten, weil sie sich über ihre eigenen Rechte nicht bewusst sind. Das FORO wurde 1993 von Priestern, Gewerkschaftsangehörigen, Juristen sowie Vertretern der Zivilbevölkerung gegründet. Die Aktivitäten des FORO, die über die juristische Betreuung und Beratung hinaus auch die Aus- und Fortbildung von juristischen Promotoren umfassen, haben ein hohes Ansehen erreicht und sind in Goya und Umgebung bekannt. Das FORO erhält bereits Unterstützung von der Stiftung "Ein Körnchen Reis" aus Bad Honnef sowie vom Freundschaftskomitee Österreich-Argentinien aus Linz.

 

Anfang Januar habe ich das FORO in Goya besucht und hatte die Gelegenheit, verschiedene Mitarbeiter des FORO kennen zu lernen, an zwei Beratungen von Familien Landloser teilzunehmen sowie vom Bürgermeister der Stadt Goya empfangen zu werden.

 

 

Der Bürgermeister unterstützt die Arbeit des FORO, indem er aus städtischen Mitteln die Kosten für die Wartung, Instandhaltung und Treibstoff für das Fahrzeug des FORO genehmigte. Dieses Fahrzeug war von einem Gesundheitsprojekt des japanischen Entwicklungshilfeministeriums in Goya dem FORO als Schenkung nach Ablauf des Projektes überreicht worden. Bürgermeister Osella fragte sehr interessiert nach der Entstehung und Arbeitsweise von action five und zeigte sich sehr beeindruckt über das Engagement aus Deutschland. Er wies insbesondere auf die prekären Wohnverhältnisse der ländlichen Bevölkerung im Distrikt Goya hin und auf die wertvolle Zusammenarbeit mit dem FORO, um die Rechte dieser Familien zu stärken.

 

Die Teilnahme an den Beratungen bei Familiengruppen Landloser haben mich sehr beeindruckt. Ich habe die vom Bürgermeister erwähnten, armseligen Wohnverhältnisse mit eigenen Augen gesehen. Ich habe mich dabei gefragt, wie in einem Land wie Argentinien, in dem es ausreichend Boden gibt, Menschen ohne Eigentumsrechte am Straßenrand hausen müssen, weil sie von (neuen) Eigentümern nach Besitzwechsel aus ihrem angestammten Wohngebiet verjagt wurden. Teilweise leben Familien auf nicht genutztem Gelände seit über 20 Jahren. Laut argentinischem Gesetz ist es möglich, nach zwanzig Jahren für die Hektar, die man bewohnt und für einen Gemüsegarten nutzt, Eigentumsrechte zu erhalten und damit verbunden auch die Besitzurkunde. Bis vor einiger Zeit kannten viele Landlose diese gesetzliche Grundlage nicht und konnten sich dementsprechend nicht zur Wehr setzen, wenn bei einem Verkauf eines größeren Grundbesitzes der neue Eigentümer die in Teilen seines erworbenem Geländes wohnenden Menschen verjagen wollte. Hier genau setzt die Arbeit des FORO an: Eingaben beim Gericht werden gemacht, mit den Eigentümern wird verhandelt und gegebenenfalls auch juristisch gestritten.

 

Das FORO nutzt als Mieter ein Gebäude (ehemaliges Priesterseminar) in Goya, welches über 100 Jahre alt ist und teilweise renovierungsbedürftig. Das Bistum Goya hat im letzten Jahr den Außenanstrich und einige Renovierungsarbeiten durchführen lassen und kündigte dadurch Mieterhöhungen an.

 

 

Zwei Projekte sind geplant worden, konnten aber bisher wegen teilweise fehlender finanzieller Unterstützung nicht realisiert werden: zum einen die Ausbildung von Jugendlichen, die weitere Jugendliche in ihrem Viertel über ihre Rechte informieren sollen, wenn sie mit der Polizei in Konflikt geraten. Diese Projektidee entstand dadurch, dass vor ca. zwei Jahren ein Jugendlicher bei seiner Festnahme brutal zusammen geschlagen worden war und später an den Verletzungen verstarb. Das zweite Projekt soll sich mit der Ausbildung von Landarbeitern befassen, die über ihre Rechte insbesondere in bezug auf ihre Besitzrechte geschult werden sollen. Diese Landarbeiter sollen dann wiederum als Multiplikatoren ihre Kenntnisse unter den Landlosen verbreiten. Ich habe beide Projektbeschreibungen mitgebracht und wir werden bei action five prüfen, wie unsere Unterstützung aussehen könnte.

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